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Aus dem Aus der Plattform DaWanda lernen

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Das Aus der Plattform DaWanda hat für Überraschung gesorgt und bietet jede Menge Stoff für Diskussionen.

Die Ankündigung des Online-Marktplatzes für den kreativen Lifestyle in Deutschland und Mitteleuropa, am 30. August nach fast zwölf Jahren zu schließen, kam aus offensichtlich heiterem Himmel. Erst im Februar hatte DaWanda verkündet, im Herbst 2017 die Profitabilität erreicht zu haben und seit dem vierten Quartal kostendeckend zu arbeiten. DaWanda verzeichnete ein Umsatzwachstum gegenüber dem Vorjahr um 21,4 Prozent auf 16,4 Millionen Euro im Jahr 2017.

Vor ein paar Tagen dann trug Claudia Helming, Gründerin und Geschäftsführerin von DaWanda, zur Begründung ihrer Hiobsbotschaft vor: „Dennoch mussten wir uns in den letzten Jahren zunehmend eingestehen, dass es uns alleine nicht gelingen wird, das Wachstum weiter voran zu treiben.“ Was dahinter steckt, haben verschiedene Medien versucht, zu ergründen. Der Süddeutschen Zeitung zufolge sei der Warenumsatz, den die Verkäufer auf der Plattform mit ihren Kunden erzielten, nicht mehr im erforderlichen Maß gewachsen. Deshalb habe DaWanda nach einem Partner gesucht, diesen aber nicht gefunden.

Ursachenforschung

„Die große Frage ist, warum das nicht gelang“, so der mdr. Verschiedene Mutmaßungen aus diversen Quellen zusammengetragen, ergibt sich folgende Liste:

  • Die starke Marktposition des US-Konkurrenten Etsy, der in Deutschland schneller als im Durchschnitt gewachsen ist, könnte Investoren abgeschreckt haben, in DaWanda zu investieren.
  • Die deutsche Sprache der DaWanda-Website grenzte das Wachstum ein. Per se ist ein Start-up in Amerika bereits aufgrund der Sprache so groß wie der EU-Markt. Insofern ist das ein Nachteil, den jedes Start-up in der EU hat, weil es mit Englisch kaum Deutsche und mit Deutsch keine Franzosen und Italiener erreicht.
  • Daran anknüpfend sind die unterschiedlichen Gesetzgebungen in den europäischen Ländern, verbunden mit der Notwendigkeit, unter anderem die eigene Präsentation für jedes Land anpassen zu müssen, ein enormer Aufwand und Wettbewerbsnachteil.
  • Kleine Händler, wie solche, die auf DaWanda aktiv waren, haben oft Schwierigkeiten, die umfangreichen gesetzlichen Vorschriften, zuletzt bezüglich der EU-Datenschutzgrundverordnung, umzusetzen. Die Abmahnindustrie hat zugeschlagen und Händler verschreckt.
  • Der vom Plattform-Modell definierte Lebenszyklus von DaWanda hat sich dem Ende genähert. Denn die Plattform-Ökonomie zeigt, dass nicht mehr als ein oder zwei Spieler im Markt verbleiben. Unser Beitrag „USA führen Plattform-Ökonomie an“ zeigt: Gut zwei Drittel des Wertes der größten Plattform-Unternehmen entfallen auf die USA. Asien, vorwiegend China, hat etwa 28 Prozent des globalen Plattform-Marktes aufgebaut, während auf Europa gerade einmal drei Prozent entfallen.
  • Das Marktplatzmodell – und damit die Rolle des Vermittlers – passte möglicherweise nicht 100-prozentig zu handgemachten Produkten. Auf der einen Seite hieß es, handgemachte Produkte würden eher persönlich gekauft und auf der anderen häuften sich Beschwerden, auf DaWanda würde „Ramsch“ aus Fernost (weiter)verkauft.

Die Moral von der Geschicht‘

Doch Ursachenforschung allein ist wenig nützlich. Es muss auch gelingen, aus den Ergebnissen zu lernen. Dem Handelsblatt zufolge ist es Zeit, das deutsche Start-up-Ökosystem zu überdenken, „statt auf das erprobte Werkzeug Imitation à la Delivery Hero oder Hello Fresh zu setzen“.

Grundsätzlich sind Unternehmen – und die Politik – gefordert, auf die aufgezählten Probleme und Nachteile einzugehen und zufriedenstellende Antworten zu finden. Dabei hat sicher die EU bzw. speziell Deutschland als bevölkerungsreichstes Land eine besondere Aufgabe diese Vorreiterrolle zu übernehmen.

Denn das Angebot zum Umzug der DaWanda-Shops auf Etsy ist keine Lösung auf die Probleme, vor denen DaWanda stand. Abgesehen davon sind die Verkäufer auf der Plattform zu Recht skeptisch. Es wird nicht nur schwierig, inmitten 1,9 Millionen aktiver Etsy-Verkäufer sichtbar zu sein. Auch der Preisdruck ist groß. Als langfristiges und ausschließliches Geschäftsmodell taugt der Verkauf über die Plattform nicht.

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