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Kursrutsch bei SAP – auch der Softwareriese muss seine Jahresziele kippen

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SAP muss seine Jahresziele kippen: SAP war in Deutschland eines der Unternehmen, die die aktuelle Corona-Krise besser verkraftet haben. Nun musste der Konzern am Sonntagabend seine Ziele für das Geschäftsjahr 2020 erneut korrigieren. SAP hat in diesem Zug ebenfalls seine mittelfristigen Ziele bis 2023 gestrichen.

Weitere Meldungen zu SAP hier auf dem Portal.

Die überraschend auf den Sonntagabend des 25.10.2020 verlegte Pressekonferenz (Link führt zum Quartalsbericht) für das dritte Quartal stürzt SAP in einen Zahlenschock. Die Märkte bzw. Anleger quittieren dies umgehend. Den Handelstag am Montag, den 26.10.2020, begannen die Walldorfer mit einem deutlichen Verlust von 15 %. Von diesen Neuigkeiten hat sich die Aktie über den Tag nicht erholt. Kurz vor Handelsschluss (26.10.2020) stand die Aktie bei einem Minus von 23 %.

Woher kommt nun dieser erhebliche Einbruch bei SAP?

Durch den Vorstand wurde am Sonnabend das Betriebsergebnis auf 8,1 Milliarden Euro (bisher: 8,7) und der Umsatz im Gesamtjahr auf 27,2 Milliarden Euro (bisher: 28,5) nach unten korrigiert. Für Anleger ist jetzt also ein stagnierender oder sogar rückläufiger Gesamtumsatz im Vergleich zum Vorjahr wahrscheinlich. Denn im Vorjahr lagen die Erlöse bei 27,6 Milliarden Euro. Auch die Rendite wird weniger üppig durch das nun zu erwartende Betriebsergebnis ausfallen.

SAP hat 2018 z. B. Qualtrics für teures Geld übernommen. Zum 01.10.2020 wurde emarsys als jüngster Zukauf bekannt gegeben.

Auch die DSAG (Deutsche SAP Anwender Gruppe) vermeldet eine Investitionsaufschub. D. h. viele Unternehmen, die in der DSAG Mitglied sind, werden die S/4HANA-Migration verschieben, was bei SAP in der Bilanz durchaus auch eine Delle erzeugen kann.

SAP muss somit seine Jahresziele über Bord kippen

In seinem Finanzbericht erklärt SAP, dass die zugekaufte Tochter Concur der Grund für die rückläufigen Umsätze und die Kappung der Jahreszahlen sei. Concur bietet Lösungen rund um das Reisekostenmanagement an. Die Umsätze von Concur sanken allein im dritten Quartal um beinahe 15 % gegenüber dem Vorjahr. Die Ursache liegt in der Corona-Krise. Dadurch gibt es erheblich weniger Geschäftsreisen. Die geringeren, volumenabhängigen Transaktionsumsätze können die fehlenden Erlöse auch im verbleibenden Jahr nicht mehr kompensieren.

Licht am Ende des Tunnels?

Einen positiven Trend macht SAP-Chef Christian Klein für SAP jedoch aus. Hier ist ein schnellerer Umstieg der SAP-Kunden in die Cloud zu beobachten. Durch diesen Trend plant man, bis 2025 die Zahlen im Cloud-Geschäft auf 22 Milliarden steigern zu können. SAP möchte dafür einen hohen dreistelligen Millionenbetrag investieren. Bei der Cloud ist jedoch wichtig zu beachten, dass Cloudverträge erst mit längerer Laufzeit so lukrativ wie Softwarelizenzen mit hohen Einmalbeträgen sind. Dieser Trend wird das Wachstum der betrieblichen Marge vorrausichtlich bis mindestens 2023 deutlich hemmen.

Fazit zu “SAP muss seine Jahresziele kippen”:

Corona bringt auch die Riesen der Branche ins Wanken. SAP muss sich sicher Gedanken machen, wie dieses Loch korrigiert werden kann. Das Cloud-Geschäft ist langfristig zu sehen. Die meisten Anleger sind leider „kurzsichtig“ – sprich: kurzfristig – unterwegs.

Das SAP-Cloud-Geschäft bedarf noch einiger Überzeugungen und Investitionen, die eventuell an anderer Stelle (z. B. in Vertrieb und Marketing) möglicherweise fehlen werden. Das zeigt die o. a. DSAG-Meldung, dass Investitionen bei der S/4HANA-Migration erst später stattfinden werden.

Bringen die Zukäufe SAP in mehr Schwierigkeiten als gedacht?

Daher bleibt für uns auch die Frage, ob der jüngste Zukauf von emarsys ein Hebel sein kann, die SAP-Kunden loyaler zu machen. Derzeit ist wahrscheinlich die Konzentration auf das Kerngeschäft wichtiger, als noch weitere Zukäufe zu tätigen. So lukrativ sie auch sein mögen.

Kann das SAP-CRM-Geschäft helfen, diese Lücke aufzufangen?

Es wird schwer. Denn wir alle wissen, wie lange Integrationen (z. B. die von emarsys) technisch dauern. Bis dann der SAP-Kunde den Mehrwert des Neuen erkennt, das dauert. Denn emarsys mag ein gutes Produkt sein, aber ähnliche Produkte gibt es wie Sand am Meer. Und SAP-Kunden haben hierzu schon ganz sicher ein Alternativ-Produkt zu emarsys in deren Landschaft (mehr oder weniger gut) integriert.

Wenn ein SAP-Kunde also den Mehrwert nicht erkennt oder es zu lange dauert, kündigt er schneller als SAP lieb ist.

Die Konkurrenz aus den USA wird das leider mit Freude beobachten. Aber warten wir auch deren nächste Quartalsberichte ab. Evtl. kommen hier vergleichbare Korrekturen der Planzahlen. Was ja auch keine Überraschung wäre.

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