Nicht alle Trends (sei es CRM oder Mobility oder KI etc.) zum Jahreswechsel sind neu, wichtig und relevant. Trends werden zum Jahreswechsel oft genutzt, um sich als “Augur zu präsentieren”.
Es hat eine lange Tradition, dass Journalisten vor dem Jahreswechsel nach den aktuellen Trends fragen. Doch warum macht diese – meist sehr pauschale – Betrachtung wenig bis gar keinen Sinn?
Trends liegen nicht im Keller oder warten darauf, zum Jahreswechsel wach geküsst zu werden.
Trends liegen nicht wie Kartoffeln oder Äpfel das ganze Jahr über im Keller und warten darauf, zum Jahreswechsel endlich ans Tageslicht zu kommen. Sie sind auch kein Märchenprinz, der sie wach küsst und zum Leben erweckt.
Trends entstehen in der Regel langsam. Sie entwickeln sich entweder von selbst (viral, mit Eigendynamik) oder sie werden durch gezielte Propaganda von „Befürwortern“ mit Hilfe der Medien entwickelt.
Wir alle erinnern uns an die Adopterkurve. Sie zeigt, wie sich Mehrheiten entwickeln. Aber sie sollte immer der Mehrheit folgen. Es kann auch gut sein, ein Early Adopter oder manchmal auch ein Laggard zu sein. Es kommt auf die Situation an.
Vorsicht also bei CRM-Trends zum Jahreswechsel.
Zwei weitere Beispiele:
In unserer Branche ist unter anderem Gartner ein Unternehmen, das regelmäßig Trendberichte veröffentlicht. Doch was machen Sie jetzt mit diesen Aussagen von Gartner? Was können Sie daraus für Ihr Geschäftsmodell ableiten, wenn Sie sich dieses Bild anschauen?
Andere Auguren schreiben einen Trendreport nach dem anderen, z.B. können Sie hier viele Berichte herunterladen Was leiten Sie daraus für Ihr Geschäft ab? Vor welchem Hintergrund wurden die Prognosen erstellt?
In fast allen Fällen ist große Vorsicht geboten
Wer hat welche Studie zu welchem Zweck erstellt? Wer hat die Studie bezahlt? Wie war die Stichprobe? Wer veröffentlicht die Daten und zu welchem Zweck? Soll nur das “eigene” Geschäftsmodell gefördert werden? Stimmt die Flughöhe bzw. der Detaillierungsgrad der Ergebnisse?
Meist nicht. In den allermeisten Fällen führt die “Flughöhe” zu einem Absturz, so dass keine Rückschlüsse auf das eigene Geschäft gezogen werden können.
Sehr oft werden Zahlen und Daten wie Eisenstangen verbogen. Hauptsache, es passt in die eigene Argumentationskette. Aber was nützt das dem Leser? Nicht alle Leser haben den gleichen Fokus, nicht alle Unternehmen stehen an der gleichen Entwicklungsschwelle. Nicht alle Kunden brauchen genau diese Technologie.
Entscheidend ist: Nützt es dem Kunden (intern oder extern)?
Wer einen wichtigen Trend – oder besser ein für ihn relevantes Thema – im Laufe des Jahres nicht mitbekommt, hat ihn schlicht verpasst. Oder, siehe die Aussage in der obigen Grafik, er braucht ihn eben gerade nicht.
Wer jedem Trend hinterherläuft, differenziert sich nicht. Und läuft – ja hetzt – sich zu Tode. Das ist oft auch ein Aus für die Mitarbeiter. Denn ständig ändert sich die Richtung oder die Priorität. Das nutzt sich ab.
Der Trendverweigerer kann sogar eine bewusste (manchmal durchaus erholsame, manchmal auch gefährliche) antizyklische Strategie verfolgen.
Trends werden gerne verallgemeinert
Das macht aber keinen Sinn! Wenn ein Trend besonders wichtig ist und fast jeden (irgendwann) betrifft, dann ist er ein Megatrend. Aber so ist der Trend – z.B. Künstliche Intelligenz (KI) – wie oben geschrieben schon den meisten bekannt. KI ist jedoch so facettenreich, dass es nicht den einen KI-Trend gibt.
Vielmehr gibt es innerhalb des Anwendungsspektrums von KI viele verschiedene Einsatzmöglichkeiten. D.h. auf der anderen Seite: Viele Chancen und Risiken.
Oder der proklamierte Trend trifft nicht auf alle Leser oder Unternehmen gleichzeitig zu. Wenn überhaupt, sind es vielleicht 10%. Notwendig wäre also eine Individualisierung der Trends auf die Zielgruppen bzw. auf die Unternehmenssituation.
Funktioniert aber leider auch nicht, weil das Geschäftsmodell und der Status Quo des Unternehmens dann doch zu individuell sind. Darauf will der Trendsetter aber keine Rücksicht nehmen.
Wir sammeln – nicht nur zum Jahreswechsel – interessante Studien. Jede Woche kommen neue hinzu. Doch zunächst prüfen wir sie auf ihre Stichhaltigkeit. Dann stellen wir diese Aussagen in den entsprechenden Kontext. Erst dann werden diese Aussagen aussagekräftig.
Fazit: Dann lieber keine Trendprognose
Das wäre zum einen eine Wiederholung dessen, was schon x-mal gesagt oder zitiert wurde. Zum anderen wollen wir uns lieber mit Grundlagen beschäftigen, die fast jeder braucht. Außerdem sollen es individuelle Vorschläge sein, welches Thema am besten zur aktuellen Situation passt.
Das heißt, wir schießen nicht gerne mit der Schrotflinte: Irgendjemand wird es schon treffen. Und wenn es der Falsche ist.
Bildquellen: 1A Relations GmbH, Pixabay
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