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SAP legt sich mit knapp der Hälfte ihrer Kunden an

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Strategie und Kundenzufriedenheit sind manchmal zwei schwer zu vereinbarende Ziele. Daher setzt SAP auf die Cloud-Strategie. D.h. aber auch: SAP legt sich mit knapp der Hälfte ihrer Kunden an.

SAP-Kunden haben es doch nicht ganz so einfach

Wenn man sich unter SAP-Anwendern so herumfragt, kommen meistens vier Kritikpunkte zum Vorschein.

  1. Komplexität: Einige Kunden empfinden die SAP-Produkte als zu komplex und schwer zu verstehen. Die Systeme können umfangreich sein und erfordern daher oft spezialisiertes Wissen und Schulungen.
  2. Kostspielig: Die Implementierung und Lizenzierung von SAP-Produkten kann teuer sein. Dies kann besonders für kleinere Unternehmen eine finanzielle Belastung darstellen.
  3. Benutzerfreundlichkeit: Einige Kunden bemängeln die Benutzerfreundlichkeit der SAP-Produkte. Sie können als überladen oder nicht intuitiv wahrgenommen werden, was die Nutzung erschweren kann.
  4. Upgrades und Wartung: Die Aktualisierung und Wartung von SAP-Systemen kann kompliziert und zeitaufwändig sein. Dies kann zu Unterbrechungen im Geschäftsbetrieb führen und zusätzliche Kosten verursachen.

Und jetzt das: Der SAP-Vorstand muss zwei diametral gegensätzliche Ziele erreichen – Cloud vs on-premise

Doch aktuell muss der Konzernvorstand zwei diametral strategisch gegensätzliche Ziele ausbalancieren: Die Cloud-Strategie, mit der der Konzern glänzen möchte und gutes Geld verdient, vorwärts treiben versus den Bremsklotz lösen – was nichts anderes ist als die Frage: Wie betreut SAP diejenigen Kunden, die nicht so schnell umstellen können oder wollen.

Auf der DSAG-Anwender-Konferenz gab es die jährlich erhobenen Schulnoten. Nur, etwas macht den Anwendern einen schalen Geschmack im Mund. SAP hat nach der Umfrage mit ordentlichen Ergebnissen, verkündet:

„On-Premise-Kunden von Innovationen abgeschnitten?“ Auf der DSAG-Webseite (DSAG ist die Vereinigung der SAP-Anwender) findet der Suchende einen Artikel mit eben diesem knackigen Titel. Ergo: SAP legt sich mit knapp der Hälfte ihrer Kunden an.

Innovationen nicht mehr in on-premise, nur noch in der Cloud

Und dem Begleittext: „Bei der SAP-Bilanzpressekonferenz am 20. Juli 2023 hat Christian Klein, CEO und Mitglied des Vorstands, angekündigt, dass die neuesten Innovationen von SAP nur in der Cloud verfügbar sein sollen.

Konkret sollen sie nur für Kunden zugänglich sein, die SAP S/4HANA Cloud, Public Edition oder SAP S/4HANA Cloud, Private Edition über GROW-with-SAP- oder RISE-with-SAP-Verträge nutzen. Das bedeutet nicht, dass On-Premise-Lösungen generell funktional nicht weiterentwickelt werden.

Aber On-Premise-Kunden können z. B. nicht von den großen Innovationen wie Künstliche Intelligenz (KI) und Green Ledger profitieren. Das gilt ebenso für größere Funktionsbausteine und Erweiterungen, die auf der Business Technology Platform (BTP) basieren. Gleichzeitig will SAP die Wartungsgebühren erhöhen. Aus Sicht der Deutschsprachigen SAP-Anwendergruppe e. V. (DSAG) lässt SAP mit diesem Vorgehen zahlreiche treue Kundenunternehmen im Stich.“

SAP legt sich mit knapp der Hälfte ihrer Kunden an

In nackten Zahlen bedeutet dies: Laut einer aktuellen DSAG-Umfrage Anfang dieses Jahres setzen 41 Prozent der Kunden S/4HANA in der On-premises-Version ein, acht Prozent haben die Private-Cloud-Edition im Einsatz und drei Prozent nutzen das aktuelle SAP-Release in der Public Cloud. Diese Zahlen machen außerdem deutlich, dass knapp die Hälfte der Kunden den S/4HANA-Umstieg noch vor sich hat. (Quelle: CIO.de)

„Aus DSAG-Sicht ist das eine 180-Grad-Wende zu den bisherigen Äußerungen. SAP hatte zuvor behauptet, Verbesserungen nicht auf cloudbasierte Angebote beschränken zu wollen. Die Aussage ist ein schwerer Schlag. Sie kommt einem Paradigmenwechsel gleich“, so Jens Hungershausen, DSAG-Vorstandsvorsitzender.

KI gibt es nur noch in der Cloud

Weitere schreibt die DSAG: „Der Software-Hersteller kündigte zudem konkret an, dass er Künstliche Intelligenz (KI), generative KI und Nachhaltigkeitsfunktionen nicht in On-Premise-Versionen anbieten wird. Entsprechende Funktionen sollen stattdessen Bestandteil von RISE-with-SAP- und Grow-with-SAP-Verträgen sein – allerdings soll dies nach aktuellen Informationen optional für das Premiumpaket mit den neuen Innovationen zusätzlich 30 Prozent mehr kosten.“

Das ist so etwas wie ein Top-Spielzuschlag – nur eben für eine mehrere Jahre.

Zur Verteidigung könnte man sagen: Ja, das ist so üblich. Je mehr du haben willst, umso mehr zahlst Du auch. Auf der anderen Seite ist es nachvollziehbar, dass sich SAP die Aufwendungen sparen will, alle besonderen Features in zwei parallelen Welten zur Verfügung zu stellen und zu verwalten.

So sieht also der Spagat aus

Die Aktionäre zufriedenzustellen (Kosten sparen und Umsatzzuwachs zu erzielen) und gleichzeitig den Kunden Innovationen zu verkaufen.

Aus Sicht der Kundenbindung ist das eine ganz schön harte Nuss – für fast die Hälfte der SAP-Kunden.

Entsteht nun eine Zwei-Klassen-Gesellschaft bei den SAP-Kunden?

Die DSAG fasst das so zusammen: Es „… entsteht der Eindruck, dass bei SAP hinsichtlich der Kunden eine Zwei-Klassen-Gesellschaft herrscht.“ Oder anders ausgedrückt: „Die Ankündigung ist ein echter Show-Stopper und eine große Enttäuschung“, so Thomas Henzler, DSAG-Fachvorstand Lizenzen, Service & Support.

Der Kunde hat immer recht! Oder doch nicht?

SAP wieder argumentiert mit den in den letzten Jahren aufgelegten Programmen wie RISE (Umstellung von Bestandssystemen) oder GROW (Neu-Einführung von SAP), die die Umstellung der Kunden auf neue Systeme unterstützen sollte. Nur waren – auch nach eigenen Angaben – einige Kunden nicht so schnell und nicht ganz so agil, wie sie es sich selbst gewünscht haben. Also war die Idee mit RISE gut, jedoch der Appetit bzw. die Kapazität nicht groß genug. Stimmt die These „SAP legt sich mit knapp der Hälfte ihrer Kunden an“ doch nicht?

Fazit: Ein Dilemma, welches es zu lösen gilt.

Je mehr Druck SAP auf seine Kunden ausübt, umso mehr steigen einige auf andere Systeme um. Je länger sich SAP mit den alten Systemen befasst, verharrt es in alten Welten und wird sich und seine innovativen Kunden nicht so weiterentwickeln können, wie diese es sich wünschen. Christian Klein und sein team sind nicht zu beneiden. Denn die Aktionäre werden schauen, ob er liefert. Ob dabei die Kundezufriedenheit eine Rolle spielt. Das glaube ich weniger.

Update vom 13.10.2023:

Auf CIO.de wird noch einmal die Aufforderung von SAP gemeldet: “SAPs Cloud-Software erreicht funktional ECC”

“Nach vielen Jahren habe das jetzt veröffentlichte Major Release funktional mit dem Vorgänger SAP ERP Central Component (ECC) gleichgezogen, erläutert Jan Gilg, President und Chief Product Officer für den Bereich Cloud ERP bei SAP. Anwender hatten in den vergangenen Jahren immer wieder kritisiert, SAPs neue Produktgeneration S/4HANA – speziell die Cloud-Editionen – hätten im Vergleich zu den ERP-Vorgängern funktionale Defizite.

“Die Version 2023 von SAP S/4HANA Cloud, Private Edition, bietet nicht nur den vollen Funktionsumfang von SAP ECC, sondern bringt auch Finanzwesen, Fertigung, Betrieb und Lieferanten auf einer einzigen gemeinsamen Cloud-Plattform zusammen”, schreibt Eric van Rossum, Chief Marketing and Solutions Officer für SAPs Cloud-ERP, in einem Blog-Beitrag.” so im CIO.de-Portal nachzulesen.

Weitere Infos zu SAP, z.B.

SAP im Überblick und wichtige News auf einen Blick

SAP kauft mit LeanIX einen Kooperationspartner (Stand: 08.09.2023)

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